Weinland

Start für Erweiterungsbau

Bei viel Sonnenschein fand am Freitagnachmittag der Spatenstich für den Erweiterungsbau des Primarschulhauses statt. Rund 50 Kinder halfen eifrig mit.

von Jasmine Beetschen
28. Februar 2023

«Ihr seid eine ganz wichtige Gruppe von Menschen», sagte Schulleiter Res Heimlicher zu den rund 50 Kindern, die sich am Freitagnachmittag vor dem Primarschulhaus in Oberstammheim versammelt hatten. Sie seien Teil von etwas, das viele Jahrgänge vor und auch nach ihnen während der Schulzeit nicht miterlebten oder miterleben würden. «Ihr seid live dabei, wie euer Schulhaus umgebaut wird. Das kann nicht jeder sagen und geschieht nur alle paar Jahrzehnte – wenn überhaupt.»

So durften die Kinder beim Spatenstich denn auch gleich fleissig mitanpacken. Ausgestattet mit Schaufeln und unterstützt von der spontan zur Baggerfahrerin erkorenen Klassenlehrerin machten sie sich ans Buddeln. Dabei wurden auch schon mal die Hände als Werkzeug eingesetzt, oder es wurde gemeinsam auf die Schaufel gesprungen, um den grössten Klumpen Erde herauszulösen.

Aus sicherer Entfernung beobachteten neben Res Heimlicher unter anderem Gemeinderat Martin Farner-Schmid, Schulpflegepräsident Lorenzo Galvan, die zuständigen Architekten und Bau­arbeiter sowie die Verantwortlichen Liegenschaften und Unterhalt das emsige Treiben der Schülerinnen und Schüler.

Martin Farner wandte sich ebenfalls an die Kinderschar, bevor diese loslegte, und versicherte nochmals, dass man den Pausenplatz nicht wegnehme, wie ein paar Kinder interpretiert hätten, sondern ihn nur vorübergehend in Beschlag nehmen müsse. «Nach dem Umbau habt ihr wieder ganz viel Platz zur Verfügung – drinnen wie draussen.»

Eineinhalbmal so viele Schulkinder
Der Platz war der Hauptgrund für den Entscheid, einen Erweiterungsbau zu planen. «Wir haben etwa eineinhalbmal so viele Kinder im zweiten Kindergarten als noch vor drei Jahren», so Martin Farner. Im Herbst 2020 zeichnete sich, aufgrund der aktuellen Zahlen für den Eintritt in den Kindergarten, für 2023 ein Anstieg um mindestens zwölf Schülerinnen und Schüler an der Primarschule ab. Diese treten diesen Sommer in die erste Klasse ein.

«Der Platz im Schulhaus Oberstammheim ist für die dort unterrichteten Klassen sowie für die daran gekoppelten Nebenräume aber bereits heute knapp», sagte der Gemeinderat. Aufgrund der erhöhten Anzahl an Schulkindern müssen zudem ab dem Schuljahr 2023/24 zusätzlich 18 Lektionen Halbklassenunterricht erteilt werden können, wofür Räume benötigt werden. Zudem fehlt es an Gruppenräumen und Halbklassenzimmern sowie an Vorbereitungs-, Arbeits- und Aufenthaltsräumen für die Lehrpersonen.

Mehr Zimmer zur Verfügung stellen
Nachdem beschlossen worden war, den Bau am Primarschulhaus der Sanierung und Erneuerung des alten Sekschulhauses vorzuziehen (AZ vom 15.6.2021), bewilligte die Bevölkerung am 15. Mai 2022 einen Bruttokredit von 2,9 Millionen Franken für einen Neubau. Dabei stimmten über 75 Prozent der Stimmberechtigten mit Ja (AZ vom 17.5.2022).

Geplant ist, das bestehende Schulhaus aus dem Jahr 1993 nordwestseitig zu erweitern. Im Untergeschoss ist ein Mehrzweckraum mit Officebereich und kleiner Küche geplant, der auch für den Mittagstisch genutzt werden kann. Im Erdgeschoss sollen ein Klassenzimmer sowie ein Sitzungszimmer, das für die Schulsozialarbeit, die Schulleitung und für andere Sitzungen genutzt werden kann, ein Gruppenraum und ein Halbklassenzimmer entstehen. Und im Obergeschoss sind ein Handarbeitszimmer sowie ein Klassenzimmer geplant.

Zeitkapsel als Zeitzeuge
Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage für den Eigenverbrauch vorgesehen. Dafür habe man etwas kämpfen müssen, so Martin Farner. Die Bewilligungen habe man nun aber erhalten, was allenfalls dann auch für zukünftige Projekte hilfreich sein dürfte.

Das Erd- und Obergeschoss werden  komplett aus Holz gebaut. «Für den gesamten Bau verwenden wir  wo möglich nur Holz aus dem Stammer Wald», betonte Martin Farner, der als Gemeinderat nicht nur für Liegenschaften, sondern auch für die Land- und Forstwirtschaft zuständig ist.

Das Untergeschoss wird in Massivbauweise (Beton- und Mauerwerk) erstellt. Das kommt Res Heimlicher gelegen, wie er den Kindern beim Spatenstich verriet. Denn um auch in ferner Zukunft an den besonderen Anlass zu erinnern, liess er sich etwas Besonderes einfallen. Die Lehrpersonen sammelten über einen bestimmten Zeitraum hinweg Handgeschriebenes wie Briefe und Zeichnungen der Schülerinnen und Schüler. Diese hat der Schulleiter in eine Zeitkapsel gepackt, die während der Bauarbeiten einbetoniert werden soll.

Diese werde vielleicht irgendwann einmal wieder gefunden. «Vielleicht von euren Enkeln, Urenkelinnen oder gar Ururenkeln – vielleicht gibt es uns dann auch gar nicht mehr», so Res Heimlicher. Unabhängig davon werde die Kapsel und damit der Umbau ihre Schulzeit begleiten und hoffentlich in guter Erinnerung bleiben – so wie die Zeitkapsel.

Für die Kinder begannen nach dem Spatenstich direkt die Sportferien. Diese werden sogleich genutzt, um mit den groben Arbeiten zu beginnen, sodass der Unterricht nach den Ferien in möglichst normalem Rahmen abgehalten werden kann. Während der Bauzeit wird der alte Kindergarten oberhalb des Schulhauses als Ausweichraum benutzt. «Damit die Kinder sicher dorthin gelangen, konnten wir mit dem Altersheim einen Deal aushandeln, dass sie den Weg übers Grundstück benutzen dürfen, um zum alten Kindergartengebäude zu gelangen», so Martin Farner erfreut.

Die Bauzeit wird ungefähr neun bis zwölf Monate dauern, spätestens Ende 2023 sollten die neuen Schulräume von den Kindern und Lehrpersonen genutzt werden können.

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