Weinland

Statt die Faust im Sack

Irina Pletscher holt sich lieber kalte Finger, statt bloss die Faust im Sack zu machen. Ihre Unterschriftensammlung gegen die Verkürzung der Post-Öffnungszeiten kommt gut an. Bei den Leuten.

von Roland Spalinger
04. Dezember 2018

«Das han i au gläse!», sagt die Frau und zögert nicht. Sie schreibt ihren Namen auf den Bogen und setzt ihre Unterschrift dahinter. Ende Januar schliesst die Post in Mar­tha­len ihre Filiale, und bereits Anfang Januar reduziert sie die Öffnungszeiten der Filiale Andelfingen täglich um eine halbe Stunde. Statt um 7.30 Uhr wird der Schalter erst um 8 Uhr öffnen, am Samstag erst um 9 Uhr.

Irina Pletscher gehört zu den Kunden, die jeweils vor 8 Uhr und vor dem Weg zur Arbeit zur Post geht. Und ist nicht allein. Das wusste sie schon, bevor sie die Petition gegen die Verkürzung der Öffnungszeiten startete. Nun aber hat sie Zahlen aus ihrer Stichprobe. Am Freitagmorgen sprach sie nicht nur Post-Kundinnen und -Kunden an, sie machte auch Strichli für jede und jeden. 15 waren es in der halben Stunde, die wegfallen wird. Am Montag waren es 16. Bei einem durchschnittlichen Geschäft von zwei Minuten sei der Schalter also immer besetzt, rechnet sie vor.

Die meisten unterschreiben
Nicht alle teilen ihre Meinung. Eine Frau sagte, kürzere Öffnungszeiten seien halt der Lauf der Zeit. Und in der Post drin meinte eine Angestellte, eine Petition nütze nichts. Das hält Irina Pletscher nicht davon ab, sich klamme Finger zu holen. Das sei besser, als «bloss die Faust im Sack zu machen», sagt die Andelfingerin und nimmt die Attraktivitätseinbusse im Dorf nicht einfach hin.

Nach der Gemeindeversammlung am Mittwochabend startete Irina Pletscher die Unterschriftensammlung und verteilte weitere Bögen an Bekannte. Am Freitag- und Montagmorgen stellte sie sich vor die Post und sammelte weiter. Mit Erfolg. Das Thema bewege viele, und die allermeisten würden ihr Unverständnis für die angekündigte Massnahme teilen. Gut hundert Unterschriften hat sie schon beisammen. Der Post will sie Ende Woche ihr Begehren abgeben als Zeichen gegen die gelbe Salamitaktik: Zuerst werde nämlich die Zugänglichkeit eingeschränkt und dann eine komplette Schliessung angekündigt, weil die Frequenzen rückläufig seien.

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