Weinland

Auf den Tisch oder ins Cheminée

Hans Knöpfli drechselt seit 35 Jahren Gebrauchs- und Dekorationsstücke – aus Freude an der Arbeit mit Holz. Seine Arbeiten schenkt er teilweise als Gaben ihm nahe stehenden Vereinen.

von Christina Schaffner
08. Dezember 2020

Es steht alles zur Abholung bereit: Für den Schiessverein Humlikon-Adlikon hat Hans Knöpfli je eine Pfeffer- und Muskatnussmühle gedrechselt und auch Schalen in verschiedenen Grössen. Ergänzt werden die von ihm geschenkten Gaben mit edlen Brettern und Brettchen, auf denen vor der Weitergabe noch Fleisch und Wurstwaren Platz finden sollen. «Das war fürs Absenden vorgesehen, aber das fiel aus», bedauert Hans Knöpfli. Und auch der Jodelclub Tannhütte, für dessen Tombola er ebenfalls seine von Hand gefertigten Holzarbeiten spendet, konnte seine Abendunterhaltungen nicht durchführen.

Hans Knöpfli gibt seine Arbeiten gern weiter – oft als Geschenk oder gegen einen Freundschaftspreis. Denn Verkaufen und auf Märkte gehen liege ihm nicht, sagt er. Er wisse auch nicht, was er jeweils für Verkaufspreise ansetzen solle. Wenn er mal angefragt werde, ob er etwas verkaufe und einen Preis nenne, höre er entweder «Was, so teuer?» oder «Du willst das doch nicht etwa verschenken?». Handarbeiten zu bezahlen, sei ohnehin kaum möglich, fügt er an, und für ihn seien das Drechseln und die Holzarbeiten ein Hobby. «Wenn ich etwas weggebe, habe ich wieder Platz, Neues zu machen», ist sein Motto.

Gelernt durch Ausprobieren
Begonnen hat Hans Knöpfli mit ganz einfacher Ausstattung vor 35 Jahren. Schnell stiess er mit Bohrmaschine und kleiner Säge an seine Grenzen. Ein Besuch an der Olma brachte die Wende: Er kaufte eine recht teure Drechselmaschine. Diese steht nun ebenso in seiner 13 Quadratmeter kleinen Werkstatt im Nachbarhaus wie eine grosse Säge mit Hobelmaschine, Schleifmaschine für die Messer sowie viel vorbereitetes Holz. «Wenn ich das alles noch verarbeiten will, habe ich viel zu tun», sagt der 79-Jährige schmunzelnd.

Das Drechseln hat er vor allem durch Ausprobieren gelernt. Manches las er in Büchern nach. Oft probiert er, etwas nachzuarbeiten, das er sieht. Während Laubhölzer wie Nussbaum, Apfel, Kirsche und Buche gut zu verarbeiten seien, machten Nadelhölzer wie Tanne und Fichte oft Probleme: Schnell entstünden Risse oder Absplitterungen. «Wenn etwas nicht gelingt, kommt es ins Cheminée und gibt warm», sagt er bestimmt. Damit habe er kein Problem, auch wenn er bei manchen Stücken kleine Risse, die im stetig arbeitenden Holz entstehen, zu flicken versuche. Zum Teil verwertet er auch Restabschnitte, leimt sie neu zusammen und drechselt sie anschlies­send – für den besonderen Effekt, wie er sagt.

«Er ist ein Holziger», sagt seine Frau Vreni Knöpfli. Schon immer habe ihn Holz fasziniert. Viele seiner schönen Arbeiten sind in der Wohnung ausgestellt: Dosen in allen Grössen, spezielle Holzschalen, eine selbst gemachte Kaffeemühle, Blumen- und Kerzenständer und auch liebevoll aufgearbeitete alte Schränke. Aber einen Beruf in der Holzbearbeitungsbranche hatte er nicht gewählt: Der gebürtige Humliker lernte Müller in der Obermühle Flaach. Danach arbeitete er 45 Jahre bis zur Pension 2005 in diesem Beruf. 26 Jahre lebten er und seine Frau in Effretikon, vor über 20 Jahren zog es sie zurück in sein Heimatdorf.

Zweites Hobby Garten
Den Sommer über kommt Hans Knöpfli allerdings nur wenig in seine Werkstatt. Denn dann bearbeitet er mit seiner Frau den zehn Aren grossen Garten. «Das ist unser Ding», schwärmen beide. Gerade während der Corona-Zeit in diesem Sommer genossen sie den Ort, an dem sie oft den ganzen Tag verbrachten. Wichtig ist dem Ehepaar vor allem das Gemüse, das sie anbauen. «Wir sind praktisch Selbstversorger», sagt Vreni Knöpfli. Was nicht gleich gegessen, verwertet oder verschenkt wird, wird eingemacht: gedörrt, sterilisiert oder tiefgefroren. Bis vor wenigen Wochen hielten sie aus Freude auch Schafe – aber die gaben sie nun fort, da es zu beschwerlich wurde. «Schafe sind nicht dumm», sagt Hans Knöpfli, «die merken genau, wenn jemand nicht mehr so kräftig ist.»

Sich von den Tieren zu trennen, fiel vor allem ihm schwer. Aber ihm bleibe ja noch sein Hobby, dem er nun in den kalten Monaten wieder vermehrt nachgehen werde. Dann hört man aus dem Kellerraum wieder Säge-, Bohr- und Drechselgeräusche.

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