Weinland

Grüner Druck nimmt zu

Vier Parkierungsanlagen im unteren Bereich der Thur sollen verschwinden, bloss eine neu dazukommen. So will es der Kanton seit vielen Jahren. Gleich lang leisten die betroffenen Gemeinden Widerstand.

von Roland Spalinger
11. August 2023

Mit Stühlen und einem Faltwägelchen voll Proviant macht sich die kleine Gruppe auf zum Grillplatz Forspitz am Rheinufer in Flaach. Es ist ein kurzer Gang. Ein Paar füttert den Hund, der bereits im Auto ist, ein Vater mit seiner Tochter, beide mit Inlineskates, nutzen die Teerstrassen im Flaacherfeld. «Ein schöner Platz, PP vorhanden, teils sogar im Schatten» ist in einem Eintrag auf Local Guide zu lesen. Werdhölzli heisst die Parkierungsanlage dort in nächster Nähe zum Rhein, offiziell mit Platz für 44 Fahrzeuge.

Einfacher oder direkter mit dem Auto zu erreichen sind die ebenfalls 44 Plätze im Gebiet Forenau bei der Flaacher Thurbrücke. Dieser Parkplatz im Wald ist Ausgangsort für die leichte Wanderung zum Beispiel an den Thurspitz, zum Turm für die Vogelbeobachtung oder für den Erlebnisweg unweit davon. Auch eine Ein- und Auswasserungsstelle befindet sich dort.

Beide Parkierungsanlagen befinden sich auf Flaacher Gebiet im Perimeter der Thurauen und sind auf dem Flyer des Schutzgebiets eingetragen – und dem Kanton seit Jahren ein Dorn im Auge. Im aufliegenden regionalen Richtplan sind sie mit einem Stern gekennzeichnet für «aufzuhebende Parkplätze».

Zu Fuss zum Eggrank
Gleiches gilt flussaufwärts für die 40 Felder «Unter Gill» an der Grenze zu Andelfingen schräg vis-à-vis dem Egg­rank, für die 19 Plätze im Gebiet Inslen in Andelfingen mitten im Wald sowie in Alten für den Parkplatz Eggrank selber; die dortige Kiesbank ist seit Jahren ein beliebter Badeplatz. 2015 wurden 10'000 Quadratmeter Wald gefällt und mit Baggern ein Strand modelliert.

Als Ersatz ist in Flaach die Schaffung von 60 Parkplätzen «Thurpünte» an der Ellikerstrasse vorgesehen, zurzeit ein Kiesumschlagplatz eines Bauunternehmens. In Raum Eggrank bleiben für Automobilisten in Alten die 8 Plätze Leuenhalde gleich nach dem Abzweiger in den Hofhaldenweg und die maximal 60 bei der Altemer Brücke. Oder weiter oben in Andelfingen beim Schwimmbad und in der Nähe der ARA sowie in Kleinandelfingen auf der anderen Thurseite der ARA.

Gemeinden: Noch weit entfernt
Im Erläuterungsbericht zum Richtplan wird auf das Gesamtkonzept Erholung Thurauen verwiesen. Um dieses wird seit Jahren gerungen, auch, aber nicht nur wegen der Parkplätze. Bedeutet der Vorschlag im Richtplan nun den Durchbruch, oder wurde in der Planungsgrundlage, die der Richtplan ist, lediglich der Sollzustand festgehalten?
Letzteres. Flaach werde eine Aufhebung von Parkplätzen ohne Ersatz nicht akzeptieren, sagt Gemeindepräsident Walter Staub auf Anfrage. Zumal die bestrittenen Anlagen im ehemaligen Richtplan vermerkt und somit rechtens seien. Er sagt, in der Baudirektion nehme der grüne Druck von oben zu, sei aber nicht unter dem gleichen Hut der bestehenden Gesetzgebung.

Für Walter Staub ist der Vorschlag im Richtplanentwurf somit «ein Wunschdenken, das noch nicht umsetzbar ist». Die Ansichten lägen noch weit auseinander. Ohne Zugeständnisse seitens des Kantons werde es nie zu einem Abschluss kommen, prophezeit er.

Der Verkehr wurde vergessen
Mit Flaach setzen sich auch Andelfingen, Kleinandelfingen und Mar­tha­len dafür ein, dass zuerst akzeptable Alternativen geschaffen werden müssen, bevor Parkplätze aufgehoben werden. Im Rahmen des damaligen Thurauenprojekts sei die Parkierung bzw. der zu erwartende Verkehr völlig ausser Acht gelassen worden, sagen die Gemeindepräsidenten Hansruedi Jucker (Andelfingen) und Peter Stoll (Kleinandelfingen). Nun müssten nachträglich Lösungen gesucht werden.

Die vier Gemeinden seien mit dem Kanton in laufenden Verhandlungen, welche sich Stand heute noch über eine längere Zeit hinziehen werden. Und so lange können Hündeler, Skaterinnen, Vögelbeobachter und Feuerstellennutzende in die Thurauen fahren und dort auch ihr Fahrzeug legal abstellen.

Eine genaue Parkplatzübersicht finden Sie hier.

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