Weinland

Mit einem «Heimspiel» zur doppelten Schweizer Meisterin

An der Schweizer Meisterschaft der Hütehunde vergangenes Wochenende holte die in Oerlingen aufgewachsene Gabriela Blaser gleich zweimal den ersten Platz. Dabei hatten sie und ihre Hündin Mellow besonders knifflige Situationen zu meistern.

von Tizian Schöni
20. Oktober 2023

«Das hat es, so viel ich weiss, noch nie gegeben», sagt Gabriela Blaser. Die in Oerlingen aufgewachsene Hundehalterin hat in ihrer alten Heimat – mitt­lerweile wohnt sie im bernischen Schwarzhäusern – gleich zwei Titel an der Schweizer Meisterschaft der Hütehunde (AZ vom 10.10.2023) ergattert. Mit ihrer Hündin Mellow erreichte sie in der Klasse drei, der «Elite», aus 50 antretenden Teams den ersten Platz. Und mit Moana stand sie in der Klasse zwei, in der üblicherweise Junghunde antreten, gleich nochmals ganz oben auf dem Podest.

An der Meisterschaft werden standardisierte Aufgaben absolviert. Die Hunde kontrollieren entsprechend den Anweisungen ihrer Halterinnen und Halter eine Gruppe von Schafen. In den Qualifikationsrunden müssen die Schafe zum Beispiel in eine bestimmte Richtung, durch Tore oder in einen Pferch getrieben werden. Dabei gab es auch bei der Meisterin herausfordernde Situationen. «Bei den Vorläufen am Samstag traten wir als eines der letzten Teams an», sagt Gabriela Blaser. Da seien die Schafe schon sehr müde gewesen. «Ich musste Mellow richtig motivieren, damit sie die Tiere noch in Bewegung brachte.»

Anspruchsvoller Final
Im Final warten dann besonders anspruchsvolle Aufgaben auf die Teams. Auf der Wiese warten zwei Gruppen von je acht Schafen, die der Hund «einholen», also durch ein Tor in der Mitte des Feldes treiben muss. Besonders schwierig ist dabei, die Aufmerksamkeit des Hundes von der einen Gruppe zu lösen. «Weil die zweite Gruppe etwas erhöht platziert war, konnten viele Hunde die Schafe nicht sehen. Mellow konnte ich in dieser Situation aber mühelos in die richtige Richtung dirigieren», sagt Gabriela Blaser.

Eine weitere knifflige Situation gab es beim sogenannten «Vereinzeln». Aus einer Gruppe von 16 Schafen wurden vier markiert. Diese dürfen nicht entfernt werden, stattdessen muss eine Gruppe von elf Schafen ohne Markierung abgetrennt werden. «Ich hatte Glück, dass wir gleich im ersten Versuch zehn Tiere weggebracht haben», sagt Gabriela Blaser. Also musste nur noch ein weiteres Tier von der Gruppe separiert werden. Beim nächsten Versuch seien dann aber zwei Schafe losgerannt – doch Mellow habe diese beiden trennen können. «Eine extrem anspruchsvolle Aufgabe für den Hund», wie Gabriela Blaser sagt. Das beurteilte auch der Richter so. Und erteilte die entscheidenden Punkte, die Gabriela Blaser und Mellow auf den ersten Platz vorrücken liessen. Mit 122 Richterpunkten gewann sie gegen den zweitplatzierten Stefan Gantenbein, der mit seiner Hündin Myra von Enggetschwil im Final 118 Punkte erreichte.

Beste Schweizerin an der EM
In dieser Liga spielt Gabriela Blaser nicht erst seit gestern mit. 2018 wurde sie an der Schweizer Meisterschaft Siebte, 2020 Vierte. Und an der Europameisterschaft im August dieses Jahres in Schweden schnitt sie gar als beste Schweizerin mit 129 Punkten ab. Nur an der Weltmeisterschaft in Irland diesen September war ihr das Glück nicht hold. «Das haben wir verhauen», sagt Gabriela Blaser mit einem Lachen. Das gehöre – wie in jedem Sport – halt auch dazu.

Seit über 20 Jahren ist die heute 49-Jährige im Sport aktiv. Auch vorher hatte sie schon mit Hunden gearbeitet. «Früher hatte ich einen Australian Shephard», sagt Gabriela Blaser. Mit ihm habe sie «Agility», also Parcoursläufe und «Dog-Dancing», eine Art rhythmisches Bewegen zu Musik, die Hund und Halter gemeinsam ausführen, trainiert. Als es um eine Nachfolge ging, war also klar, dass es wieder ein Sporthund würde. Ein Schnupperkurs bei einem Andelfinger, der selbst Schafe halte und im Sport aktiv sei, habe sie überzeugt.

Derzeit hat Gabriela Blaser drei Hündinnen: die junge Moana, die amtierende Schweizer Meisterin Mellow und die bereits «pensionierte» Kalea – alles Border Collies, die Rasse der Wahl, wenn es ums Herdehüten geht.

Aber wer Schäferhunde trainieren will, der braucht auch Schafe. So hält Gabriela Blaser mittlerweile eine Herde von über 60 Tieren. Zu Hunden wie Schafen habe sie eine enge Beziehung, sagt sie. Längst fülle das Hobby jede Minute ihrer Freizeit auf. Viel Herzblut und viel Training: Dass beides in Gabriela Blasers Tierehobby einfliesst, zeigt der Doppelsieg vom Wochen­ende.

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