Weinland

«Als Medium muss man nur den richtigen Sender finden.»

Was macht ein Medium? Wie nimmt es Kontakt mit Verstorbenen auf? Karin Oberhänsli gibt Einblicke in ihre Arbeit als mediale Lebensberaterin

von Jasmine Beetschen
03. Juni 2020

«Ich war schon als Kind sehr ‹gspürig› und habe schnell gemerkt, dass ich wohl etwas anders bin», erzählt Karin Oberhänsli aus Marthalen. Allgemein seien Kinder viel empfänglicher und nähmen oft mehr wahr als Erwachsene. Man hört beispielsweise immer wieder von Kindern, die Gestalten sehen und diese zum Beispiel in einem Fotoalbum wiederfinden (verstorbene Verwandte oder Bekannte), ihnen aber zuvor noch nie begegnet sind. Das habe sie auch bei ihrem Sohn miterlebt, der als Kind Verstorbene wahrgenommen und im Familienalbum wiedererkannt habe.

Er habe sich mittlerweile aber solchen Erscheinungen gegenüber verschlossen, erklärt Karin Oberhänsli. Nur wenige Menschen würden für diese Art der Wahrnehmungen zugänglich bleiben. Sie selbst habe sich bewusst dafür entschieden, ihre medialen Fähigkeiten beizubehalten und zu trainieren.

Denn für die Marthalerin, die mit ihren zwei erwachsenen Kindern, Hund und Katzen zusammenlebt, sind Geister kein Hokuspokus. Neben ihrer Arbeit als medizinische Praxisassistentin bietet sie unter anderem energetische Behandlungen für Mensch und Tier, Trance Healings oder Jenseitskontakte an. Viele denken dabei an Geisterbeschwörungen oder fragwürdige Rituale bei Kerzenlicht. Im Gästezimmer von Karin Oberhänsli ist von alledem nichts zu sehen. Neben dem Bett hat die 55-Jährige ihren Schreibtisch eingerichtet, auf dem verschiedene Zeichnungen und Notizen liegen. Auf ihrer Kommode befinden sich ein Pendel sowie diverse Naturheilmittel. Das Arbeitszimmer eines Mediums.

Um ihre Gabe zu stärken und sich weiterzubilden, hat Karin Oberhänsli in den letzten 20 Jahren diverse Schulen und Kurse in England, Deutschland und in der Schweiz besucht. Mittler­weile bietet sie in verschiedenen Bereichen ihre Hilfe an. So behandelt sie beispielsweise auch Schüler mit Konzentrationsschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten oder gesundheitlichen Problemen sowie Erwachsene, die mit partnerschaftlichen Konflikten zurechtkommen müssen, körperliche oder psychische Beschwerden haben oder im Job am Anschlag sind.

Beweisführung ist das Wichtigste

Solche Hilfestellungen seien für andere einfach nachzuvollziehen. Ihre Arbeit als Medium aber stosse nicht immer auf Verständnis. «Natürlich gibt es immer wieder Diskussionen über meine Gabe, doch damit muss ich umgehen können», so Karin Oberhänsli. Es gebe auch viele Betrüger, die das Leid der Menschen, welche Hilfe suchen, auszunutzen versuchen.

Bei einer seriösen Sitzung gehe es deshalb in erster Linie um Beweisführung. «Ich kommuniziere mit der verstorbenen Person und erzähle der Kundin oder dem Kunden davon, so kann sie oder er sich davon überzeugen, dass wir den richtigen Kontakt haben», erklärt Karin Oberhänsli. Dabei weiss sie im Vorfeld nichts über die verstorbene Person. Die Kunden antworten nur mit Ja oder Nein. Die Jenseitigen kämen zum Medium durch, nicht sie würde diese anrufen.

Die Fragenden erhielten dann Informationen der Verstorbenen durch das Medium. Diese Informationen würden hellsichtig, hellfühlend oder hellhörend wahrgenommen und müssten richtig interpretiert werden.

Während der Sitzung, die 30 bis maximal 60 Minuten dauert, ist Karin Oberhänsli in einem Dialog mit Jenseitigen sowie mit der Kundin oder dem Kunden. Als Medium verstehe sie sich als Empfängerin und Vermittlerin von Botschaften und Ener­gie­: «Ein Medium ist wie ein Radio, man muss nur den richtigen Sender finden», ist sie überzeugt.

Austausch kann heilend sein

Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen auf sie zukommen. Viele hätten noch ungeklärte Fragen an Verstorbene und möchten deshalb einen Weg finden, abschliessen zu können. «Ein solcher Austausch kann sehr heilend sein und dabei helfen zu lernen, mit dem Verlust umzugehen», ist Karin Oberhänsli überzeugt. Das sei ihr Antrieb, diese Art der Hilfestellung anzubieten.

Ob man daran glaubt, ist natürlich jedem selbst überlassen. «Ich laufe nicht herum und versuche, die Leute von meiner Gabe zu überzeugen oder sie zu einem Kontakt zu zwingen», betont Karin Oberhänsli. Das sei übergriffig und definitiv unangebracht. Sie bietet ihre Hilfe daher denen an, die sie auch annehmen möchten.

«Menschen, die zu mir kommen, sind im Vertrauen, dass da mehr ist, als wir sehen können. Sie sind offen und lassen sich dar­auf ein, einen anfänglich vielleicht ungewohnten Weg zu gehen», erklärt sie. Sie sei immer wieder erstaunt, wie sehr ihr fremde Menschen vertrauten, und sei bestrebt, immer ihr Bestes zu geben, um zu helfen. Seit Längerem möchte sie zudem ein neues Projekt verwirklichen. «Immer wieder habe ich Schüler mit Konzentrationsproblemen zu behandeln, die sich dann in einer Abwärtsspirale wiederfinden. Ich möchte die Kinder coachen und dabei nebst der energetischen Behandlung mit Meditation und Visualisierung arbeiten, damit sie verstehen, wie sehr ihr Denken sie beeinflusst», erzählt sie.

Das Stärken des Bewusstseins soll sozusagen ein Werkzeug sein, das sie auf ihrem Lebensweg begleitet. In allen Bereichen sei es das Wichtigste, offen und ehrlich zu bleiben und anderen immer mit Respekt zu begegnen – unabhängig davon, welche Vorstellungen und Ideologien man habe oder welchen Herausforderungen man sich gerade stelle.

Zur Homepage von Karin Oberhänsli

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