Weinland

Ein Hauch von Normalität

In Zeiten, in denen Märkte überall abgesagt werden, initiierte Claudia Knöpfel einen neuen: Am Samstag fand erstmals ein Adventsmarkt bei der Migros statt.

von Christina Schaffner
01. Dezember 2020

Der Duft von heissen Marroni, Apfelküchli und gebratenen Würsten lag am Samstag rund ums Hotel Bad und den Vorplatz der Migros in der Luft. Es gab Glühwein, handgefertigte Artikel aus allen Bereichen und Adventliches zu kaufen. Ein Samichlaus beglückte die Kinder mit Luftballonfiguren. Eine Stimmung, wie sie ähnlich jedes Jahr an den Herbst-, Advents- und Weihnachtsmärkten zu finden ist. Ein Hauch von Normalität.

Und doch war es anders: Alle Besucher trugen Masken, achteten auf Abstände, und die Marktstände standen weit auseinander und verstreut auf dem Areal. Nirgends gab es dichtes Gedränge, dafür viele fröhliche Gesichter. Eine Polizeipatrouille kontrollierte zudem die Einhaltung der Massnahmen.

«Wir achten sehr darauf, dass das Hygieneschutzkonzept erfüllt wird», sagte Claudia Knöpfel, die den Markt zusammen mit ihrem Lebenspartner Markus Essig, Inhaber der Schneeberg Drogerie, initiierte und allen Ständen Masken und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt hatte. Es habe viel Zeit, Energie-, private Investitionen und Aufwand gebraucht, diesen «Herzgedanken» umzusetzen. 36 Marktstände fanden auf dem Areal Platz, die vorwiegend von Menschen aus der näheren Umgebung besetzt waren. «Leider mussten wir 30 weiteren absagen», bedauerte Claudia Knöpfel.

Eintauchen und geniessen

In Zeiten, in denen Herbst- und Weihnachtsmärkte allerorts abgesagt werden, habe sie gespürt, dass der Wunsch nach einem solchen Anlass nicht nur bei den Verkäufern vorhanden sei. «Alle, die das Bedürfnis danach haben, sollen in diese Adventszeit auf unserem Markt eintauchen und ihn geniessen.» Eine der Anwesenden, die das genoss, war Luna Doberer mit ihrem Aperolino. Eigentlich führt sie mit ihrem Foodtruck Caterings durch. In diesem Jahr blieben diese aber grösstenteils aus – was für die junge Geschäftsfrau fast einen Totalausfall bedeutet. «Viele trauen sich unter den Umständen nicht, mich zu buchen», so Luna Doberer. Sie stellte deshalb einen Onlineshop auf die Beine und richtete bei sich in Reutlingen einen Hofladen ein.

Existenz kleiner Gastrobetriebe

«Es ist nicht okay, dass grosse Shoppingcenter mit Hunderten Besuchern öffnen dürfen, und wir Kleinen dürfen nichts machen», meinte sie. In der SRF-Arena-Sendung vor zwei Wochen machte sie darauf aufmerksam, dass zahlreiche kleine Gastrobetriebe in der Existenz bedroht sind. Deshalb wurde sie auch vom SRF-Fernsehen auf dem Markt begleitet. Luna Doberer war glücklich, wenigstens auf diesem Markt ihre Waren anbieten zu können: «Es ist toll, was Claudia Knöpfel hier auf die Beine gestellt hat», sagte sie stellvertretend für alle Verkäufer.

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